
Wundersamer Besuch
In der Nacht zum 6. Dezember:
Im strömenden Regen leuchtete mitten in der Nacht ein kleines Lichtlein auf dem Hof. „Wach auf, er ist da!“ flüsterte die Bäuerin dem Bauern zu, der schon schlafend im Bett lag. Schnell zogen sich beide einen Mantel über und begrüßten den nächtlichen Besucher.
„Hab mich verritten, wollte schon viel eher da sein, bin doch tatsächlich in Glüsingen falsch abgebogen“ – tatterte es unter dem pitschnassen roten Mantel. „Komm erstmal rein und wärm‘ dich auf“ beruhigte die Bäuerin den Gast während der Bauer den Ofen entzündete und Milch aufwärmte.
Die Bäuerin nahm das Pferd des Gastes, führte es in den Stall und bot ihm Heu und Möhrchen an. Das Pferd schüttelte sich die Nässe vom Leib und knabberte sogleich los.
Der Gast setzte sich an den Ofen und wärmte seine Hände am Feuer – die Kleidung des Gastes war so nass, dass sie noch immer tropfte. „Hier, schenk ich dir, trockene Füße sind wichtig – kenn ich vom Acker!“. Der Bauer zog seine Gummistiefel aus und überreichte sie dem Gast. Der Gast zog sich die nassen Stiefel von den Füßen, stellte sie an den warmen Ofen und zog die Gummistiefel des Bauern an. „Danke für eure Gastfreundlichkeit, jetzt legt euch wieder ins Bett, ich hab zu tun!“. Der Bauer und die Bäuerin ließen den Gast mit einer heißen Schokolade zurück und legten sich schlafen.
Um kurz vor 5 Uhr knarzte die Stalltür, Hufe klapperten und wurden schließlich immer leiser. Um 6 Uhr verließ der Bauer das Wohnhaus und öffnete die Tür zum Hofladen. Über dem großen Gemüsetisch hingen über 60 gefüllte kleine Söckchen und ein unscheinbarer Zettel lag auf dem Tresen - auf dem stand:
„Bis zum nächsten Jahr, euer Nikolaus!“
