Sqare

Gedanken über das Schlachten

Nachdem Uli und Kerstin Ende letzten Jahres eine virtuelle Feldrundfahrt zu den Galloways unternommen hatten, gab viel positives Feedback und auch eine Vielzahl an Fragen als Reaktion auf die Videos (welche auf unserer Instagram- und Facebookseite abrufbar sind). Das Thema Schlachtung war bei vielen von besonderem Interesse. Nachfolgend gibt Uli ein paar Einblick und Gedanken über die Begebenheiten auf unserem Hof:

"Das Thema Fleischkonsum und Tierwohl ist zur Zeit in aller Munde. Wir haben lange Jahre viehlos gewirtschaftet, aber vom Nährstoffkreislauf her war es am Ende nicht richtig rund. Auf den Gemüseanbauflächen werden durch den Verkauf des Gemüses viele Nährstoffe exportiert. Im Laufe der Jahre traten an den Pflanzen immer mehr Mangelerscheinungen auf. Durch die Viehhaltung können wir den Mangel sehr gut ausgleichen. Die Grünlandflächen in der Seeveniederung ernähren unsere Mutterkuhherde das ganze Jahr und auch die Hühner finden auf den Kleegrasflächen reichlich Grünfutter. Der Mist wird dann auf den Gemüse- und Getreideäckern eingearbeitet und ernährt dann im Folgejahr die Pflanzen.

Um den Betriebszweig Viehhaltung letztendlich dann auch wirtschaftlich zu gestalten, kommen wir um eine Vermarktung des Fleisches nicht herum. Der Gang zum Schlachter bleibt deshalb keinem Tier erspart. Ich habe mich mit dem Thema sehr viel beschäftigt, und das Optimum ist für unseren Betrieb auch noch nicht erreicht. Bei den Rindern wäre das der Kugelschuss auf der Weide. Hierbei wird das Tier in der Herde durch einen Kugelschuss in den Kopf betäubt. Der Stress durch Verladung und Transport entfällt komplett, da die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung und im Herdenverband bleiben. Anschließend erfolgt das Entbluten in einer mobilen Schlachtbox. Danach müssen  die weiteren Arbeitsschritte innerhalb von 40 Minuten im Schlachthaus erfolgen, und da liegt der Haken an der Sache. In den letzten Jahren haben viele kleine Landschlachtereien dicht gemacht, so dass nicht mehr in jedem 2. Dorf ein Schlachter ist. Die Wege sind weiter geworden und wir können nicht innerhalb von 40 Minuten bei einem Schlachter unseres Vertrauens sein, der dann auch noch bereit wäre, den Kugelschuss und die Schlachtung auf der Weide durchzuführen.

Wir gehen, wie ich finde, deshalb einen ganz guten Mittelweg: Unsere Tiere lernen schon als Kälber das „Hängerfahren“. Wir haben viele kleine Flächen und dadurch müssen die Tiere oft umgeweidet werden. Das Hängerfahren funktioniert dann mit der Zeit immer besser, die Tiere wissen dann schon, dass es zu neuen Weideflächen geht, und auch das Einfangen der Herde klappt fast immer reibungslos….na ja ab und zu haben sie auch mal keinen Bock, gibt's ja bei uns Menschen auch. Wenn wir schlachten, bringen wir grundsätzlich nie ein Tier alleine zum Schlachter. Zu zweit geht's viel einfacher, das merkt man den Tieren richtig an. Sie sind dann viel ruhiger, kennen den vertrauten Hänger und vor allem auch die vertrauten Stimmen von uns.

Fahren müssen wir dann bis Hemmoor, das liegt hinter Stade. Dort befindet sich der Schlachthof der Biofleischerei Schröder. Die Landschlachterei ist gemessen an den Riesen aus der Fleischindustrie sehr klein. Montag, Dienstag und Mittwoch wird Geflügel geschlachtet, am Freitag dann nur 20-50 Rinder. Bis zum Abladen passt eigentlich alles, aber spätestens dann merken die Tiere, dass es nicht so ist wie sonst. Da sind dann auch mal 15-20 andere Tiere, die sie gar nicht kennen. Zwar gibt es verschiedene Buchten, so dass die Tiere aus einer Herde immer zusammen und für sich bleiben, aber die Gerüche sind anders und es gibt fremde, nicht vertraute Menschen. Manche bleiben gelassen, anderen wiederum merkt man die Aufregung doch an. Und spätestens dann sag ich mir immer wieder innerlich: Kugelschuss auf der Weide ist das Ziel!

Bei den Legehennen ist es normalerweise üblich, nach einer Legeperiode von einem Jahr die Althennen zu schlachten und durch Junghennen zu ersetzen. Bei uns dauert die Legeperiode 15-17 Monate, danach treten auch unsere Hennen die letzte Reise an. Wir verladen die Tiere grundsätzlich noch bei Dunkelheit. Hühner sind nachtblind und verhalten sich bei Dunkelheit völlig still. Auch hier geht die Reise dann nach Hemmoor. Auch bei den Hühnern denken wir über eine mobile Schlachtung auf dem Hof nach, hier müssen wir aber erst einmal die hygienischen Voraussetzungen und auch zusätzliche Kühlkapazitäten schaffen. Es bleibt spannend……langweilig wird es nie!"

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