Sqare

Eine schlaflose Nacht in Emmelndorf

Liebe Emmelndorfer,
Liebe Nachbarn,

Wir möchten uns entschuldigen, dass unsere Rinder Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch und am folgenden Morgen, aufgrund von großer Unruhe, möglicherweise in einem außergewöhnlichen Maße gestört haben. Das war von uns in keiner Weise beabsichtigt oder vorhergesehen.

Grund der Unruhe sind die Muttertiere und ihre frühreifen Kuh-Kälbchen. Auf unserer Weide am Ortseingang Emmelndorf steht ein Herdenverband mit eben diesen Muttertieren und Kälbern sowie unserem Deckbullen Emilio. Leider mussten wir unsere Kuh-Kälber am Dienstag von der Herde trennen, da einige der jungen Damen bereits Geschlechtsreife zeigten, sich vor unseren Bullen stellten und bestiegen werden wollten. Körperlich und geistig sind diese Tiere jedoch überhaupt noch nicht reif genug, um zu Tragen oder zu Gebären, da sie noch nicht ansatzweise ausgewachsen sind. Sollte es zu einer Trächtigkeit kommen, bestünde Lebensgefahr für diese Tiere.

Um dies zu verhindern, mussten wir die Kälber von den Muttertieren trennen. Wenn die Kälber im Regelfall nach 7 bis 8 Monaten von den Muttertieren entwöhnt werden und auf eine andere Weide umziehen, sind es eigentlich immer nur die Kälber selbst, die blöken und Rabatz machen - und so ihren Unmut zeigen, dass die Milchbar am Euter nun nicht mehr zur Verfügung steht.

Dass die Muttertiere sich in so hohem Maße über die Entwöhnung beschweren, ist sehr ungewöhnlich und liegt wahrscheinlich daran, dass einige Kälber jünger als die üblichen 7 bis 8 Monate waren. Für uns war das Ganze so nicht vorhersehbar und sehr überraschend.

Wir bitten vielmals um Entschuldigung für die Störung und möchten gerne noch ein paar Worte loswerden:

Gedanken zu unserer Rinderherde und ihrem Standort

Unsere Herde steht nun schon seit geraumer Zeit am Ortseingang Emmelndorf und wir haben viel positive Resonanz bezüglich der Rinder erfahren dürfen. Die Menschen freuen sich, wieder Nutztiere in den Dörfern zu sehen und sind dankbar, ihren Kindern und Enkeln beim Spaziergang zeigen zu können, wie ein Rind lebt, was es frisst, wie es den Tag verbringt und wie der Nachwuchs großgezogen wird.

In der konventionellen Massentierhaltung, in der die Tiere in prekären Umständen in Dunkelheit und Enge eingepfercht sind, können wir Menschen die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere nicht beobachten und so scheinen wir zu vergessen, dass Tiere Geräusche machen, Bedürfnisse haben, miteinander kommunizieren und einen Platz für sich beanspruchen - so wie es die Menschen auch tun.

Früher hatten die Nutztiere ihren Platz zwischen uns – und das ganz selbstverständlich. Auf den Dörfern gab es Schweine, Kühe, Schafe, Hühner und vieles mehr. Es gab Geblöke, Gegacker und natürlich ist auch Mist angefallen. Die Akzeptanz der Tiere, ihrer Geräusche und Gerüche stand außer Frage: schließlich sorgten sie dafür, dass niemand hungern oder frieren musste. Sie sorgten für Fleisch, Milch, Eier und Wolle.

Und so tun es die Tiere immer noch - jedoch ist die Herkunft der tierischen Produkte heute abstrakt geworden. Die Wolle, die Milch, Eier und das Fleisch stammt aus hochtechnologisierten Produktionsketten. Das Leben der einzelnen Tiere ist nicht von Interesse. Das Leben der Tiere ist wertlos, hat keine Lobby und wird im wahrsten Sinne des Wortes: nicht mehr gesehen.

Unsere Art der ökologischen Tierhaltung richtet sich nach den Bedürfnissen der Tiere. Das bedeutet: artgerechte Freilandhaltung, artgerechte Fütterung und auch ein artgerechtes Aufwachsen der Kälber im Herdenverband. Die „Konsequenz“ dieser Haltungsform sehen Sie am Ortseingang Emmelndorf: die Rinder sind sichtbar, hörbar und haben wieder einen Platz zwischen uns Menschen eingenommen. Wir ermöglichen den Tieren ein artgerechtes Leben und erhalten im Gegenzug ethisch-vertretbares und hochqualitatives Fleisch der Tiere, welches wir an unsere Kunden weitergeben können. Hier schließt sich der Kreis aus Respekt zwischen Mensch und Tier, vor- und füreinander.

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