
Van Gogh und die Fruchtbarkeit des Bodens
Vor ein paar Tagen erreichte uns eine sehr nette E-Mail mit dem Titel „Van Gogh in Emmelndorf“. In der E-Mail von Frau Weiss war ein Foto unserer „Gründüngung“, welches sie beim Spazierengehen aufgenommen hatte. „Gründung“, das klingt ganz und gar unromantisch und passt auf dem ersten Blick gar nicht zum hübschen Erscheinungsbild vom blühenden Acker. Beim Begriff Düngung denken viele im ersten Moment an Gülle oder an chemische Mittel. In der ökologischen Landwirtschaft stehen wir jedoch vor der Herausforderung, biologische Prozesse zur Nährstoffbereitstellung zu nutzen, anstatt uns an chemisch-synthetischen Mitteln zu bedienen – und genau das passiert auf unserem Acker in Emmelndorf. Die Blühfläche dient uns als Bodenaktivator und wird als sogenannte Aktivhumus-Mischung bezeichnet. Pflanzen wie Phacelia, Lein, Buchweizen und Sonnenblumen binden die im Boden vorhandenen Nährstoffe, so dass diese nicht verloren gehen oder durch Niederschlag ausgewaschen werden.
Im Sommer und Herbst blüht die Mischung und bietet fliegenden sowie kriechenden Insekten einen mit Pollen und Nektar reichhaltig gedeckten Tisch. Wenn die Grünmasse im Winter durch Kälte und Frost abstirbt, bildet sich auf der Oberfläche eine mulchig-organische Masse, die wir letztendlich unterpflügen und welche der nächsten Generation Setzlinge zu Gute kommt. Der blühende Acker ist für uns und für das Ökosystem Boden von großem Wert: Die Pflanzen erhalten und fördern das Bodenleben und die natürliche Fruchtbarkeit, sie tragen zur biologischen Vielfalt bei und unterdrücken zudem unerwünschte Beikräuter (sogenannte Unkräuter). Die ersten zwei Fotos zeigen den Acker Mitte September: Lein, Buchweizen und Phacelia stehen schon in voller Blüte. In den Händen hält Uli ein zartes Lein-Pflänzchen und die Biene nascht an einer Phacelia-Blüte. Das Bild von Frau Weiss ist ganz aktuell von Anfang Oktober – nun stehen auch die Sonnenblumen in voller Blüte.
