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Verbandswechsel: Wir sind keine demeter-Bauern mehr.

Wir sind keine demeter Bauern mehr.

Ein Satz, der für viele sicherlich überraschend und zunächst auch erstaunlich oder enttäuschend klingen wird, schließlich genießt der demeter Verband in der Bio-Branche höchstes Ansehen und Vertrauen. Wir möchten uns mit dem Ausstieg aus dem demeter Verband klar positionieren und sehen diese Entscheidung als einzig konsequenten Schritt, um unseren Werten und Überzeugungen treu zu bleiben. Wir möchten diesen Schritt auch als Chance nutzen und gleichzeitig ist es uns sehr wichtig, Euch und Ihnen transparent darzulegen, welche Gründe uns zu dieser Entscheidung bewogen haben.

Nach 15 Jahren Bioland-Mitgliedschaft hatten wir uns im Jahr 2011 entschieden, den Anbauverband zu wechseln und sind dem demeter-Verband beigetreten. Wir wünschten uns eine klarere Abgrenzung und Positionierung gegenüber “Normal”-Bio - auch als Signal an unsere Kunden. Unsere eigenen Maßstäbe, die sich in vielerlei Hinsicht in den demeter-Verbandsrichtlinien widerspiegelten, sollten mit dem demeter-Siegel auf unseren Produkten nun auch nach außen sichtbar sein. Nicht nur sind viele Aspekte der demeter-Landwirtschaft sehr wichtig und erstrebenswert, sie helfen natürlich auch dabei, sich von anderen Betrieben abzugrenzen, deren Arbeitsweise wir als „zu lasch“ oder inkonsequent empfunden haben. Doch demeter ist noch so viel mehr als nur die Verbandsrichtlinien – es ist eine Überzeugung, eine Ideologie und eine Lebensphilosophie, die mit vielen Gedanken verbunden ist, mit denen wir uns in all den Jahren zum Teil, aber nicht zu 100% identifizieren konnten und in denen wir uns nicht immer wiedergefunden haben.

Neben vielen wirklich guten demeter-Betrieben, die mit Leidenschaft und Passion für demeter brennen, gibt es in den letzten Jahren auch immer mehr Betriebe, die den Sog des demeter-Siegels nutzen und ohne Überzeugung, Leidenschaft oder Idealismus in großen Betriebsstrukturen, die wachsende Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel bedienen wollen. Hier geht es nicht mehr um eine Philosophie, die gelebt werden will, sondern einzig und allein um die Bedürfnisse der Märkte und darum, die große Nachfrage nach demeter-Produkten zu befriedigen.

Das hat uns mit der Zeit immer nachdenklicher werden lassen und wir haben uns gefragt, ob es für uns noch zu rechtfertigen ist, uns mit dem demeter-Zeichen zu „schmücken“. Die aktuellen Entwicklungen entsprechen nicht mehr unserem Verständnis von Transparenz und Aufrichtigkeit. Transparenz bedeutet in Konsequenz auch, zu sagen: Unser Herzblut ist die ökologische Landwirtschaft, aber wir sind kein perfekter demeter Betrieb. Das demeter Siegel gebührt denen, die demeter leben und für demeter brennen. Es gebührt weder denjenigen, die ohne Passion und Gewissen nach größtmöglichen Absatzmöglichkeiten suchen, noch gebührt es uns, die sich nicht zu 100% in der Lebenswelt von demeter wiederfinden.

Unser Herz schlägt nicht für demeter als Marke, aber es schlägt für eine Mischung aus biologisch-dynamischen und organisch-biologischen Landbau mit geschlossenen Nährstoffkreisläufen, das heißt, eigener Futteranbau, betriebseigene Düngemittel wie Mist und Kompost und ein möglichst geringer Import an Nährstoffen. Unser Herz schlägt für volle Transparenz der Wege, der Rohstoffe, der Waren und der Produktionsbedingungen. Unser Herz schlägt für größtmögliches Tierwohl und für den respektvollen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Wir stehen für radikale Ehrlichkeit und Offenheit in allen Bereichen unserer Arbeit. Wir sprechen uns klar gegen den Einsatz von Spritzmitteln (außer der biologisch-dynamischen Präparate) aus, auch wenn diese von den Anbauverbänden zugelassen sind. Wir sprechen uns gegen den Einsatz von fragwürdigen, jedoch zugelassenen, organischen Düngemitteln, wie zum Beispiel Haarmehlpellets aus konventionellen Schlachtabfällen, aus. Wir wollen genauso arbeiten wie bisher. Wir wollen nach den gleichen Werten streben wie bisher, aber nicht weiter die Ausdehnungsbestrebungen von demeter unterstützen!

Nach 10 Jahren demeter-Zugehörigkeit kehren wir deshalb zu Bioland zurück. Wie auch schon zu Beginn unserer Zeit, entspricht der Bioland-Verband in vielen Bereichen unseren Werten, auch wenn es hier noch eine Menge Baustellen gibt. Vor allem jedoch verzichtet er auf einen trügerischen „Bei uns ist alles perfekt Heiligenschein“

Trotz aller Kritik möchten wir keinesfalls alle Betriebe über einen Kamm scheren. Es gibt viele großartige demeter Betriebe, die uns in ihrer Arbeitsweise in hohem Maße beeindrucken und inspirieren – und von denen wir uns noch 10 Scheiben abschneiden können. In vielen Punkten unserer Arbeit werden wir, im Sinne der demeter Landwirtschaft, biologisch-dynamisch weiterarbeiten. Wir werden unsere Hennen weiterhin mit bestem demeter Alleinfutter versorgen, wir werden weiterhin biologisch-dynamische Präparate auf unseren Feldern ausbringen, möchten zukünftig richtig guten präparierten Kompost herstellen und vieles, vieles mehr. Die Verbandszugehörigkeit soll Euch und Ihnen als KundInnen und VerbraucherInnen eine Grundsicherheit gegenüber einem reinen EU-Biobetrieb geben, aber unser Weg soll darüber hinaus gehen. Der Overmeyerhofkosmos wird ein Gemenge aus den besten Zutaten werden, und wir freuen uns riesig, wenn Ihr uns auf diesem Weg begleitet.  

Gerne möchten wir Euch und Ihnen die Möglichkeit geben, mit uns über diese Veränderung zu sprechen. Da die aktuelle Situation es nicht zulässt, dass wir uns persönlich in gemütlicher Runde austauschen, möchten wir Euch und Sie zu einem digitalen Zusammensein per Videostream einladen. Wir haben dafür den 22. Februar um 19 Uhr vorgesehen. Weitere Informationen zum digitalen Treffen werden wir zeitnah bekanntgeben.

Veränderung braucht Mut - und Mut braucht Ermutigung. In diesem Sinne ein herzliches Danke für das uns entgegengebrachte Vertrauen, die Unterstützung und den Zuspruch, den wir tagtäglich von Euch und Ihnen erfahren!

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